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 Neu: Zur virtuellen Ausstellung über Kurt Schwaen

 

2011: Kurt-Schwaen-Werkverzeichnis in 3. Auflage erschienen

Zur Entstehung des »KSV«

Eine Reihe Arbeitshandbücher für das Musikmanagement über maßgebliche Komponisten des 20. Jahrhunderts sollten es - gemäß eines Beschlusses in der Deutschen Akademie der Künste (DAK) Ende der 60er Jahre - werden. Die Reihe wurde im Charakter eines kommentierten Nachschlagewerkes durch den Musikwissenschaftler Dietrich Brennecke mit »Das Lebenswerk Max Buttings« begonnen, erschienen 1973 im Deutschen Verlag für Musik Leipzig.

Zwischen Manuskriptende und Druck waren fünf Jahre vergangen. Inzwischen veränderte man das Konzept für weitere Handbücher. Es folgte das »Handbuch Hanns Eisler - Kompositionen - Schriften - Literatur« aus dem Eisler-Archiv, erarbeitet vom Musikwissenschaftler Manfred Grabs und 1984 in dieser Reihe im selben Verlag erschienen.

In gleicher Weise wollte die Akademie der Künste der DDR das Ordentliche Mitglied Kurt Schwaen für sein kompositorisches, musikwissenschaftliches und musikbildendes gesellschaftliches Schaffen durch eine solche Publikation ehren und faßte 1973 den Beschluß für ein »Handbuch Kurt Schwaen«. Sie betraute mit diesem Projekt den Musikwissenschaftler Egon Rubisch, welcher auf der Grundlage der Dissertation Ludwig Müllers von 1968/69 aufbauen und das lebendige Werk des Komponisten weiter begleiten konnte.

Als Rubisch 1986 von dem Projekt zurücktrat, wurde mir u. a. diese Aufgabe durch die Akademie übergeben. Zunächst mußte erst einmal ein funktionierendes Archiv über das umfängliche kompositorische Schaffen eingerichtet werden. In achtungs- und vertrauensvoller Gemeinsamkeit mit dem Komponisten, seiner Frau, Dr. Ina Iske-Schwaen, die seit 1980 das Gesamtarchiv aufbaute und leitet, wurde von mir der Teilbereich Kompositionen erarbeitet. Auf dieser Grundlage legten wir beide im Sommer 1988 das Manuskript zum »Handbuch Kurt Schwaen« (in gleicher Struktur wie das »Eisler-Handbuch«) in der Akademie vor. Der Verlag zog sich jedoch durch bereits »wendewirksame« Probleme von einer geplanten Veröffentlichung zurück.

Zehn Jahre begleitete ich das Projekt weiter und konnte dem Komponisten zu seinem Geburtstag 1998 und somit seinem Archiv ein aktuelles Arbeitsexemplar »Handbuch über das kompositorische Schaffen Kurt Schwaens« übergeben. Dank der vom Komponisten mir zur Verfügung gestellten kurzen Notizen - wie z.B. über Beginn oder Beendigung einer neuen Arbeit - wurde es möglich, eine nahezu authentische Werkübersicht von seinem auch verzweigten musikalischen Schaffen zu geben. Sorgfältige und rücksichtsvoll begleitende Detailarbeit war erforderlich, um die schöpferische Kraft des Komponisten trotz der relativen Starrheit eines Verzeichnisses aktuell widerzuspiegeln.

Zum 100. Geburtstag im Jahr 2009 war geplant, ihm erneut einen »Zwischenstand« des Werkverzeichnisses zu überreichen. Kurt Schwaen starb jedoch 98-jährig am 9. Oktober 2007. In diesem Jahr nun konnte die 3. überarbeitete und erweiterte Auflage fertiggestellt und in zwei Bänden vom Kurt-Schwaen-Archiv publiziert werden.

Mit diesem Kurt-Schwaen-Werkverzeichnis (KSV) liegt jetzt eine vollständige Übersicht über das großartige, umfangreiche kompositorische Schaffen dieses besonderen Künstlers vor. Ausgespart sind derzeit noch die durch ihn geschaffenen Bearbeitungen fremder Kompositionen sowie Skizzen und »Fundstücke« zu seinen Werken. Zu einem späteren Zeitpunkt ist vorgesehen, eine solche Übersicht in einem Nachtrag der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Nunmehr ist mit diesem Werkverzeichnis eine entscheidende Dokumentation zum großen Weiterwirken des Komponisten vom 20. zum 21. Jahrhundert bereitgestellt. Kurt Schwaen war ein Komponist, der für den Laien wie für den großen Künstler Großartiges, Lohnenswertes, aber auch kleine Juwelen geschaffen hat. Und sicherlich können Bertolt Brechts Worte von 1953 neugierig machen:

»...Es wird wenig Leute geben, welche die lustige und wahrhaft edle Musik Schwaens nicht schön finden. Aber das Einstudieren dieser Musik wird vielleicht nicht ganz leicht sein. Von solchen Schwierigkeiten in der Kunst darf man sich niemals abhalten lassen ... «

(B.B. Schriften zum Theater Bd. 3, Berlin/Weimar 1964, S. 359)

Dieser nun übersichtlich vor uns liegende Schatz kann gehoben werden!

Zusammengeronnen und vergessen sind all die Jahre akribischer Arbeit an der Teilbibliographie »Kompositionen«, um Kurt Schwaens Musik wach zu halten, sie entdecken zu können und sie zu pflegen. Möge das Werkverzeichnis im Kontext zum Kurt-Schwaen-Archiv Berlin dazu beitragen, dem Komponisten mit seinem Schaffen im nationalen und internationalen Kulturleben einen würdigen Platz zu geben und zu sichern.

Rosemarie Groth

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